In unserem Pfarrgebiet ist auch eine kleine Kapelle, die wir Ihnen auf dieser Seite vorstellen wollen.
Der mächtige Baukomplex des Joanneums mit seiner charakteristischen Barockfassade und dem großzügigen Innenhof wurde ab 1665 von Domenico Sciassia als Stadthaus für das Stift St. Lambrecht errichtet.
Bereits zwei Jahrzehnte später musste das Stift seinen Grazer Hof an den Grafen von Leslie verkaufen. 1811 erwarben die steirischen Stände den Hof für das auf Initiative von Erzherzog Johann gegründete naturgeschichtliche Museum.
Der ehemalige Stiftshof bildet heute noch das Kernstück des im Laufe der Zeit mehrfach erweiterten Landesmuseums Joanneum.
Unmittelbar beim Eingangstor befindet sich in der Hausdurchfahrt die Kapellen-Eingangstür mit der Inschrift "Gelobt Sey Jesus Christus". Der St. Lambrechter Stiftsbaumeister Domenico Sciassia, als dessen Hauptwerk der barocke Kuppelbau der Mariazeller Wallfahrtskirche gilt, schuf hier einen über zwei Geschosse reichenden Kapellenraum.
Geprägt wird der schlichte Raum vor allem durch den schweren Stuck, der das Gewölbe mit Fruchtgehängen sowie Putti überzieht und nur kleine Felder für die Malerei freilässt.
Urkundlich ist belegt, dass der Stuckateur Giovanni Rocco Bertoletti und der Maler Giovanni Battista Columba - dieselben Künstler, die auch in Mariazell tätig waren - die Kapelle drei Jahre nach Baubeginn vollendeten. Somit haben an dem barocken Gesamtkunstwerk dieser kleinen Hauskapelle die bedeutendsten, zu dieser Zeit in der Steiermark tätigen Künstler gearbeitet.
Die Kapelle ist ein wertvolles Zeugnis aus einer Kunstepoche, die fast ausschließlich von "welschen", das heißt aus dem oberitalienischen Bereich stammenden Künstlern getragen wurde.
Das Bildprogramm ist auf den Benediktinerorden, des Stifts st. Lambrecht bezogen. In den kleinen Randbildern finden sich Putti mit den Abtinsignien, dem Regelbuch und Blumen. Die beiden zentralen länglichen Bilder stellen den Ordensgründer Benedigt von Nursia dar (Benedigt gründetete 529 das Kloster Montecassion und legte damit nicht nur die Keimzelle des Benediktinerordens, sondern auch des gesamten abendländischen Mönchstums). Sie zeigen den stehend in den Armen seiner Mitbrüder sterbenden Benedikt und dessen Aufnahme in der Glorie des Himmels.
Auch das Altarbild war ursprünglich dem heiligen Benedigt gewidmet. Zu Ehren von Erzherzog Johann wurde es jedoch im Jahr 1818 durch ein Gemälde, das die Taufe Jesu durch Johannes des Täufer (dem Namenspatron des Erzherzogs) darstellt, ersetzt.
(Quelle: Wege zu Gott. Die Kirchen und die Synaoge von Graz (von Alois Kölbl und Wiltraud Resch, im Styria Verlag 2004)
Adresse:
Raubergasse
8010 Graz (link auf google maps)
Link zum Joanneumsviertel in Graz